A Diamond is Forever

8. September 2023  ·  Campus-News

Universität Luzern – Zurück aus der Sommerpause sind Britta-Marie Schenk und Daniel Allemann in ihrer neuen Geschichtskolumne den Diamanten auf der Spur. Für den SonntagsBlick werfen die beiden Historiker:innen jeden Monat historische Perspektiven auf aktuelle Debatten.

Diamanten sind begehrt, besonders bei den Reichen und Schönen. Marilyn Monroe besang die Glitzersteine genau wie Rihanna. Naomi Campbell kriegte sie gar geschenkt, bloss vom Falschen: Die Blutdiamanten des liberianischen Diktators stammten aus dem Bürgerkrieg in Sierra Leone. Die Geschichte der Diamanten dreht sich um Reichtum, Herrschaft und Ausbeutung – und doch begann alles ganz anders.

Im alten Ägypten dienten die Edelsteine aus dem fernen Indien als Werkzeug. Der Bau der berühmten Pyramiden – undenkbar ohne Diamanten. Die Römer glaubten an die magische Kraft der Kristalle. Sie würden Wahnsinn vertreiben und jedes Gift besiegen. Und die Christen setzten noch eins drauf: Genau wie Jesus schütze der Diamant vor allem Bösen. Daher auch sein Name: Adamas, der Unbezwingbare.

Unbezwingbar wollte auch August der Starke sein. Der sächsische Kurfürst lebte im Zeitalter des Absolutismus und hatte ein Vorbild: den indischen Grossmogul. Also liess er sich dessen Hofstaat mit Thron aus 5000 Diamanten bauen. Aus Kostengründen aber nur in Tischgrösse – Herrschaftssymbolik im Puppenhausformat. Queen Victoria ging noch einen Schritt weiter als der starke August: Sie stellte den Koh-i-Noor, den berühmtesten Diamanten der Welt, in London aus. Kurz zuvor hatte das Juwel noch die Herrschaft der Sikhs im Punjab symbolisiert. Nun stand der Diamant für die Macht des British Empire über ganz Indien.

Um den kolonialen Griff nach den Funkelsteinen ging es auch in Afrika, genauer gesagt in Namibia. 1908 wurden dort Diamanten entdeckt, vergraben im Wüstensand der damaligen deutschen Kolonie. Wer aber sollte sie ausgraben? Nach dem Genozid an den Herero und Nama fehlten indigene Zwangsarbeiter – die meisten waren ermordet worden. Minenarbeiter aus dem Ruhrgebiet und Waisenkinder aus deutschen Städten sollten einspringen. Schliesslich kamen Arbeitsmigranten aus dem Gebiet der Ovambo. Sie brauchten dringend Geld und wollten die Deutschen ausspionieren. Doch sehr viele Ovambos starben an den Folgen der katastrophalen Arbeitsbedingungen. Als die Briten im Ersten Weltkrieg die Kontrolle über das Land übernahmen, ging die Ausbeutung nahtlos weiter.

Das grosse Geld machten die Briten aber in Südafrika. Dort besass das britische Unternehmen De Beers die ertragreichsten Diamantenminen weltweit. Praktischerweise brachte die Firma ihre Rohdiamanten auch gleich selbst an den Mann. Verkauf und Produktion in einer Hand – mehr Monopol geht nicht. Aber im Zweiten Weltkrieg stockte der Absatz. De Beers setzte nun auf einen neuen Trend aus den USA: Spontanverlobungen. Frauen waren damit finanziell abgesichert, wenn ihr Liebster im Krieg fiel, und für Männer an der Front war die Verlobte ein heimatlicher Sehnsuchtsanker. Und was brauchts dafür? Natürlich einen Verlobungsring, und zwar für die Ewigkeit: Der Werbeslogan «A diamond is forever» war geboren. Diamanten, bis dahin Männerschmuck, wurden jetzt a girl’s best friend – und De Beers rieb sich die Hände.

Diamanten stehen für Reichtum, und Reichtum bewegt die Welt. Luxus und Ausbeutung gehen dabei Hand in Hand. Aber Vorsicht bei der Reichenschelte: Beim Handy in der Hosentasche siehts nicht besser aus – denn auch dessen Rohstoffe werden unter ausbeuterischen Bedingungen abgebaut, und zwar für uns alle.

Aus der BLICK Kolumne

Bild: BLICK & Universität Luzern

 

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