Balanceakt zwischen Tartanbahn und Vorlesungssaal

1. Juni 2023  ·  Campus-News

Uni Aktuell Bern – Angelica Moser will hoch hinaus, im Sport wie im Studium. Die Stabhochspringerin, die in ihrer Disziplin zu den Besten der Welt gehört, absolviert derzeit an der Universität Bern ihren Master. Das Studium ist die perfekte Ergänzung zum Trainings- und Wettkampfalltag, findet die Überfliegerin.

Angelica Moser sitzt auf gepackten Koffern. Am nächsten Tag reist die Athletin des Leichtathletikclub-Zürich an die Leichtathletik Hallen-Europameisterschaften in Istanbul. Mission: Ihren Europameistertitel von 2021 verteidigen. Im Gepäck führt Angelica nicht nur die dafür notwendige Ausrüstung mit, sondern auch einen Bachelor of Science in Business Administration der Universität Bern. Bevor es in der Millionenmetropole am Bosporus um die Medaillen geht, gewährt Moser einen Einblick in ihren Alltag als Studentin und Spitzensportlerin.

Die Schwester macht es vor

«Ich habe früher alles meiner Schwester nachgemacht», antwortet Moser auf die Frage, wie sie zum Stabhochsprung gekommen ist. Ihre Schwester besucht zunächst das Kunstturnen und sie folgt ihr wenig später. Als die Schwester nach und nach beginnt, mit dem Stab die Schwerkraft zu überwinden, denkt sich Moser, «das kann ich auch». Seither lässt sie die Faszination für die Sportart nicht mehr los. «Beim Stabhochspringen kommt man dem Gefühl vom Fliegen sehr nahe. Ausserdem ist es eine extrem vielseitige Disziplin. Wir trainieren nicht nur mit dem Stab, sondern auch sehr viel Kraft, Sprint, Sprungkraft und Turnen, was den Trainingsalltag abwechslungsreich macht», so die Athletin.

Wichtiger mentaler Ausgleich

Nach dem Sportgymnasium und einem Zwischenjahr in der Spitzensport-RS, ist für die Juniorinnen-Weltmeisterin von 2016 klar, dass sie parallel zu ihrer Karriere als Spitzensportlerin ein Studium absolvieren möchte. «Das Training nimmt sehr viel Zeit in Anspruch. Trotzdem ist es für mich wichtig, auch abseits des Trainings- und Wettkampfalltags mental gefordert zu sein.» Weil sie im nationalen Leistungszentrum in Magglingen trainiert, entscheidet sich Moser schliesslich für ein Betriebswirtschaftsstudium an der Universität Bern.

Schnell lernt die Spitzenathletin schätzen, dass die Uni in Bern Voraussetzungen geschaffen hat, die es ihr ermöglichen, Sport und Studium miteinander zu vereinbaren. «Die Flexibilität der Professorinnen und Professoren und die Bereitschaft, gemeinsam nach individuellen und unkonventionellen Lösungen zu suchen, habe ich als sehr wertvoll empfunden. Mit Isabelle Stadelmann hatte ich an der Fakultät zudem eine persönliche Ansprechperson, die ich bei Anliegen rund um mein Studium jederzeit um Rat fragen konnte», so Moser.

Wertvolle Podcasts

Als Spitzensportlerin ist Angelica Moser viel unterwegs. Dass ein Grossteil der Vorlesungen aufgezeichnet und den Studierenden im Anschluss als Podcasts zur Verfügung gestellt werden, empfindet die Olympionikin deshalb als äusserst hilfreich. «Die Podcasts bieten gerade uns Spitzensportlerinnen und -sportlern einen grossen Mehrwert. Sie ermöglichen es uns, jederzeit dem Studium zu folgen, unabhängig davon, wo wir auf der Welt gerade sind.»

Im Gegensatz zu ihren Mitstudierenden schreibt die mehrfache Schweizermeisterin nämlich auch schon mal eine Prüfung, während sie am Flughafen von Prag auf ihren Abflug wartet. Für Schreckensmomente sorgen dabei aber nicht etwa die Prüfungsfragen, sondern viel mehr die instabile Internetverbindung. «Es tönt zwar ein bisschen blöd, aber das Bachelor-Studium ist mir relativ leichtgefallen», fügt die Masterstudentin zum Abschluss des Gesprächs noch an.

Grosse Ziele

Angelica Moser will hoch hinaus, im Sport wie im Studium. Und weil nach dem Wettkampf vor dem Wettkampf ist, hat die mehrfache Schweizermeisterin nach ihrer Rückkehr aus Istanbul die nächsten Ziele bereits im Blick. Im Sommer 2023 finden die Weltmeisterschaften in Budapest statt. Danach gilt es, den Fokus auf die Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris zu richten. Gut möglich, dass Angelica Moser dann nicht nur alles für den Gewinn einer Medaille im Gepäck hat, sondern auch ihren Masterabschluss.

Der Artikel von Christoph Wälchli

Bild © athletix.ch

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