14. Januar 2024 · Campus-News
Universität Zürich – Anne Borchard
Ab dem 1. Juli 2024 werden die Kosten der HIV-Präexpositionsprophylaxe (PrEP) für Personen mit erhöhtem Risiko von der obligatorischen Krankenversicherung übernommen. Mit dieser Massnahme möchte der Bundesrat das Ziel «Keine neuen Übertragungen mehr von HIV-, Hepatitis B- und C-Virus-Infektionen bis 2030» erreichen. Zu den Hintergründen der PrEP berichtet Benjamin Hampel im Rahmen der Fortbildung Public Health Zürich*.
Bisher gibt es noch keine erfolgreiche Impfung gegen HIV. Daher ist eine der wichtigsten Strategien zur Beendigung von HIV die 90-90-90 Strategie der UNAIDS – d.h. 90 % der mit HIV infizierten Menschen kennen ihren HIV-Status, von diesen Menschen erhalten 90% eine antivirale HIV-Therapie und bei wiederum 90% davon ist die HIV-Viruslast unter der Nachweisgrenze. «In der Schweiz haben wir dieses Ziel gut erreicht – insbesondere bei der Therapiegabe und der Nachweisgrenze. Allerdings könnten wir noch etwas besser bei der Diagnose werden» berichtet Benjamin Hampel, Leitender Arzt des Checkpoints Zürich und Forscher am Institut für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention.
PrEP – Prä-Expositions-Prophylaxe
«Um die HIV-Übertragung in der Schweiz beenden zu können, braucht es allerdings mehr als die 90-90-90 Strategie. Auch wenn wir das Ziel erreichen, brauchen Menschen, die ein besonders hohes Risiko für eine HIV-Infektion haben, einen besonderen Schutz. Diesen Personen geben wir antivirale Medikamente – die PrEP – schon bevor sie ein Risiko eingehen» berichtet Benjamin Hampel. PrEP wurde 2012 von der Food and Drug Administration (FDA) in den USA und 2016 in der EU zugelassen. Die Zulassung in der Schweiz folgte 2020.
«Wenn PrEP richtig eingenommen wird, schützt es zu 99% vor einer HIV-Infektion. Eine 100% Sicherheit wird nie erreicht werden, da es immer wieder HI-Viren gibt, die resistent sind. In diesen Fällen kann die PrEP versagen» so Benjamin Hampel.
«Dass PrEP zu einer Abnahme der HIV-Neudiagnosen führt, konnten wir weltweit in den letzten Jahren sehen: So zeigte sich beispielweise in der Region um San Francisco eine um rund 50%-ige Reduktion der HIV-Neudiagnosen durch die Kombination von PrEP und einem verbesserten Zugang zur Therapie. Welchen Anteil genau die PrEP hierbei hat, kann man allerdings nicht genau sagen. Das gleiche gilt für London. Hier gab es einen 80%-igen Rückgang der HIV-Diagnosen. In der Schweiz haben wir in den letzten 2-3 Jahren einen Rückgang der HIV-Neudiagnosen von 30-35% gesehen. Auch hier stellt sich die Frage, ob diese Abnahme an Neudiagnosen allein auf PrEP zurückzuführen ist oder auch auf anderen Faktoren, wie beispielsweise die COVID-19 Pandemie» so Benjamin Hampel.
All diejenigen, die PrEP erhalten, werden im SwissPrEPared Programm aufgenommen.
Schweizer SwissPrEPared Programm
«Ziel des SwissPrEPared Programms ist es, den Menschen in der Schweiz Zugang zu PrEP zu ermöglichen. Und das ist gar nicht so einfach» erklärt Benjamin Hampel. «Denn plötzlich gehen Tausende von jungen Leuten, die gesund sind, regelmässig – d.h. alle 3 Monate – zu einer Ärztin oder einem Arzt. Daraus ergeben sich Fragen, wie: Wie ist das Gesundheitssystem dafür gewappnet, diese Leute regelmässig zu sehen? Wie kann man das kosteneffizient machen? Wissen die Ärztinnen und Ärzte, wie man PrEP verschriebt? Und wie reden sie über sexuelle Gesundheit?