Frau im femdat-Fokus

Gita Topiwala

Sekundarlehrerin in Zürich

In der Rubrik “Frauen im Fokus”, stellen wir auch die Interviews vor, die Stephanie Oehen für den femdat Newsletter führt. Im Juni 2023 mit Gita Topiwala.

  1. Wie organisierst du dein Leben – Arbeit, Familie und       Freizeit?Ich bin mit Leib und Seele Klassenlehrerin an einer 2. Sek, arbeite 80% und betreue am Mittwoch meine Kinder. Mein Mann ist Journalist und an zwei Tagen zuhause. Montag und Dienstag, wenn wir beide arbeiten, sind unsere beiden Kinder im Hort und in der Kita. Da mein Mann morgens später mit der Arbeit beginnt, betreut er dann die Kinder. Dafür arbeitet er oft abends und manchmal auch an den Wochenenden, dann bin ich zuständig.
  2. Was darf auf keinen Fall fehlen in deinem persönlichen Alltag. Welches ist deine Top-Prio, auf die du nicht verzichtest?Ich brauche zum Leben unverplante Zeit mit meiner Familie, feuchtfröhliche Abende mit Freund*innen, etwas Zeit mit meinem Partner, Sport und manchmal ein paar Stunden, um ein Buch zu lesen. Das ist bei uns alles nicht so klar voneinander abgegrenzt. Uns ist es wichtig, dass unsere Kinder lernen, dass in einer Familie auch die Erwachsenen Bedürfnisse haben. Wir machen oft gemeinsam Sport oder laden Freund*innen zu uns nach Hause ein. Da sind die Kinder natürlich dabei. Ansonsten haben wir tolle Grosseltern, die die Kinder auch mal ein Wochenende zu sich nehmen. Früher hatte ich oft ein schlechtes Gewissen, wenn ich Zeit für mich weg von der Familie nahm. Heute kann ich das besser.
  3. Wie wurde deine Absenz während dem Mutterschaftsurlaub organisiert?Ich nahm zweimal nach dem Mutterschaftsurlaub von 14 Wochen noch ein bis zwei Monate unbezahlten Urlaub. Beide Male hatte ich eine Stellvertretung, die meine Klasse unterrichtete. Es war aber nicht immer einfach, jemanden zu finden. Bei meinem Wiedereinstieg blieb mein Mann jeweils einen Monat zuhause und machte mit den Kindern die Kita-Einführung.
  4. Würdest du diesbezüglich retrospektiv irgendetwas anders machen?Nein, ich bin dankbar und bin mir bewusst, dass ich als Kantonsangestellte in einer privilegierten Situation bin. Viele andere Frauen müssen nach ihrem Mutterschaftsurlaub um ihren Job kämpfen oder verlieren ihn sogar.
  5. Was wünschst du dir von der Gesellschaft und der Arbeitswelt für die arbeitstätigen Frauen?In der Schweiz herrscht immer noch ein traditionelles Rollenbild – in den Köpfen der Menschen, in den Gesetzen, in den Strukturen. Unsere Gesellschaft erwartet von einer Frau eine hohe Präsenz im Haushalt und bei der Kinderbetreuung, sie soll aber auch arbeiten, aber bitte nicht zu viel. Ich wünsche mir ein grundlegendes Umdenken, auch von der Wirtschaft. Das Ziel kann nicht sein, dass alle Menschen 100% arbeiten, sondern dass Care-Arbeit aufgewertet und traditionell «weibliche» Gesellschaftsbereiche mehr Wertschätzung erfahren und vielleicht sogar monetarisiert werden.
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